Pfalz-Wanderung

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Auch im Literaturhaus Landau waren wir gern gesehene Gäste

Tag 8: Wanderende

Wo sind wir hier, fragen wir uns. Mit Lloyds Rucksack wurden auch unsere Wanderkarten und der Taschenkompass gestohlen. An einer Weggabelung zieht Anton mit vor Kälte zitternden Händen ein buddhistisches Amulett unter seiner durchnässten Strickweste hervor, streckt es dem düstergrauen Pfalzhimmel entgegen, beginnt sich immer schneller um die Achse seines hageren Körpers zu drehen, zunächst stolpernd, dann geradezu leichtfüßig und tänzerisch.

„Ommm, Ommm, rechter Weg komm“: Antons Flehen steigert sich mit jeder seiner geschmeidigen Umdrehungen bis zum schrillen, verzückten - doch für uns uneingeweihte Wanderkameraden unverständlichen Gesang. „Ommm, Ommm, Ommm, komm wir gehen nach links“: ungeduldig zupft Lloyd an meinem Ärmel und wir marschieren ab, immer der Nase nach, die uns irgendwann heim nach Niergolzingen führen wird.

Kurz noch drehen wir uns aus einiger Entfernung nach dem wilden Derwisch um, der sich - vollkommen entrückt vom Irdischen – tiefer und tiefer in den regenweichen Boden an jener Weggabelung in der südlichen Pfalz bohrt.

Fest umklammert hält Anton die tibetische Gottheit, ein flinkes Mantra auf den Lippen. Eine Spaziergängergruppe in bunter Wetterkleidung steht staunend um den Mann im Ackerloch und spendet Applaus.

Pennthaus hat Heimweh * - 24.09.02 at 20:00:03

7. Tag: Regen & Hölle auf Erden

Man hat mir meinen Rucksack in der Jugendherberge gestohlen. Der Herbergsvater hat gesagt, ich hätte keinen dabei gehabt. Die Nacht mit Marianne war gräßlich und pervers. Ich habe keine Lust mehr. Im Nebenzimmer wird pädagogisch musiziert. Pfälzer Kinder werden von unabhängigen sozialdemokratischen Nationalsozialisten unterrichtet. Ich kann das von hier aus sehr gut beobachten. Wo bin ich hier, denke ich.

Lloyd, durchgefroren, JH Wollmersheim * - 23.09.02 at 16:36:04

Tag 6: Wahltag

Oh, Heiliger Shiva!
Du bist das Leuchten hinter dem Schein.
Dir habe ich gelobet,
Den Frauen zu dienen                                                       
Ohn Eigen-Utz
Zum Wohle der Menschen:
Dich in ihnen zu verströmen,
Dir zu Ehren.
Dies sei meine Sendung,
Meine Wahl!

Oh, Heiliges Nirvana!
Dem ich gelobet habe.
Du wahrer Sinn in allem Sein.
Im Ziegenhaar
Begehr ich nicht des andern Weib.
Selbst-Los bloß will ich beglücken,
Meine Sendung braucht kein Bett.
(Auch der Nachbarin beim Bücken,
Dient ich schon am Bügelbrett,
Und ich sah die Glocken schwingen.)
Meisterlich zurückgehalten -
Ohn Entleerung –
Dir zu Ehren
Fast komplett.

Dies ist meine Sendung
Auch für diesen Tag,
Wo das Volk sich hin zur Urne schleift.
Meine Wahl will ich verkünden
(Und bereits vor 18 Uhr)
Werd ich einen Menschen finden.
Die Entscheidung,
Dir zu Ehren,
Mit den Sanften koalieren
Fällt mir leicht.
Selbst-Los bloß will ich beglücken
In der Pfalz ein stolzes Weib.
Und um Niergolzingen zu entzücken,
Gebe ich die Frucht von meinem Leib.

anton, wandert selig in der Pfalz * - 22.09.02 at 15:32:08

Tag 5: Kühl kalkuliert auf Wanderschaft

fünf niergolzinger wanderhoden,
sauber gehüllt in grauen loden.

pfälzer luden werden wach und harren
der ahnungslos hoffnungsvollen gesellenschaft.

anhaltende beschwerden in schritt, gedärm und seele:
apothekennotdienst oder nächste winzerei?

drei männer, fünf eier, keine frage:
schoppenhilfe, geschmeidige rast, lass’ fahren dahin das ferne ziel.

marianne g. im trachtenschurz: ex-weinkönigin,
national und international erfahren, tv- und messeauftritte,
ausgestattet mit gütesiegeln für besondere gastlichkeit.
empfangsbereit, strohherbstliches geraschel zwischen oben und unten,
traubensaftiges versprechen einer vollfleischigen taube im schmortopf.

schritt, gedärm und seele entledigen sich aller hemmungen,
ludenlegionäre werden an den tisch gebeten.
eine ex-weinkönigin zupft gespielt verschämt am ausschnitt ihrer bluse.
zwei von vier luden singen das pfälzerlied,
zwei andere versuchen sich an antons solar-taschenrechner.
lloyd landet derweil unbemerkt einen königlichen stich.
ganz privat und sehr persönlich,
nahe landau/pfalz - zum nulltarif.

pennthaus fern * - 21.09.02 at 14:25:39 

Vierter Tag in de Pfalz.

Saurer Wein, saurer Magen, Saumagen und Sauburg - diese schweinische Pfalz. Von Lloyd's qualvollen Dämpfen ganz zu schweigen, wo er doch selbst beim Winzer vor dem gelüfteten, abgeflämmten Barrique-Fass die nötige Kontinenz vermissen lässt. Wir ordern übereilt. Pflichtschuldigpeinlicheingedampft.
Pennthaus redet den ganzen Tag von einem wunderbaren Privatpuff in Landau, wo wir auf dem Heimweg unbedingt vorbei(schauen) müssen. Und mich juckts schon wieder im Schritt; das muss an der herrlichen Herbstluft liegen.

anton mit lloyd u. pennthaus / wandern südpfalz c/o grüner baum * - 20.09.02 at 13:52:57

Tag 3

Der dritte Tag führt uns auf das Weinfest in dem beschaulichen Oberotterbach. Wir haben Probleme. Anton hat sich einen Wolf gelaufen, Pennthaus laboriert an einem wieder ausgebrochenen inneren Kummer; mir selbst geht es nicht besser - meine Eingeweide brennen, die Magenwände sind wundgescheuert und alles ist völlig übersäuert.

Wir nehmen also umständlich an der Garnitur Platz und bestellen frische Schoppen und e Pälzer Veschperplatt. Die Gläser hier haben von oben bis unten tiefe Einbuchtungen, dadurch soll die Griffigkeit erhöht werden. Ein älterer Pälzer mit verpinkelter Hose verst uns sogleich an: "De Dorscht, der macht erscht richtig Spaß, hoscht so e Pälzer Dubbeglas!" Dann lacht er etwas debil und will sofort mit uns anstoßen. Dieser Vorgang mißlingt deutlich. "Dem Schlappmaul un dem Affezibbel ..." - aber weiter kommt der betrunkene Pfälzer nicht. Er kippt von der Bank, liegt auf dem Rücken, wie ein Käfer, und verstummt augenblicklich. Frau und Sohn (FCK-Fan) richten ihn auf und tragen ihn weg. Ob dieser seltsamen Beobachtung nehmen wir jeder einen tiefen Schluck aus unserem Dubbeglas. "Mein Gott, dieser Dialekt ist ja zum weglaufen", verlacht Anton die Pfälzer Sprooch und während er sich über die Hausmacher Blut- und Leberwürste hermacht, entweicht mir ein sehr übler Atomfurz. Nach der Schelte meiner Wanderkameraden bestelle ich Sommersaumagen mit Pfifferling-Kartoffelpüree für 16 €.

Lloyd, Foyer der JH Oberotterbach * - 19.09.02 at 16:36:21

Tag 2

drei niergolzinger wandernieren,
zur zeit auf pfälzer weinlehrpfaden.

früh aufgebrochen, nach knoblauch gerochen,
im schweinsgalopp zur sauburg rauf.

durstige kehlen streben zur labung
im frühherbstlichen gold.

Pennthaus im Trio unterwegs * - 18.09.02 at 12:34:43

  

Der Rucksack von Lloyd

Start

Wandervögeln

Griechenwein und Beck's aus Büchsen,
Griebenwurst und Speck vom Bauch
Heucheln uns das Lied vom nahen Herbst.

Schwitzt Erntedank aus allen Rohren,
Septemberglut, Altäre, reich gedeckt mit blonden Weibern;
Der Winzer aus der Südpfalz mahnt uns an zu wandern.

Wir ziehn hinaus in goldne Fluren:
Der Rücksack spannt, die Stiefel drücken.
Warte, warte noch ein Weilchen:
Bald kehrst auch Du bei Deinem Winzer ein.

Pennthaus, Anton & Lloyd Internetcafé JHB Landau/Pfalz * - 17.09.02 at 22:42:16



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